Der Punkt bei dem ich Jörg zustimmen kann, ist die doch recht "bekannte" Schar der Aussteller. Während sich bei den kommerziellen Ausstellern doch einiges geändert hat, so bleibt die Zahl und auch die Auswahl der freien Projekte doch relativ gleich.
Die üblichen Verdächtigen sind jedes Jahr da: Gentoo, Gnome, KDE, Debian, Rock, Worldforge, Holarse, Linux Porting, VRML, OpenLDAP, der BSD Gemeinschaftsstand, OpenOffice, Linux Productivity, Xfree86 bzw. inzw. X.org etc.
Kennt man alle schon. Waren das Jahr davor auch da. Und das davor. Und so weiter... Und ja, diese Stände bringen eigentlich nie nen Knaller. Na gut, hin und wieder gibts halt nen neues Release, mal gibts nen paar tolle CDs fürs Volk etc. Aber irgendetwas wirklich neues, bei dem man sagt: WOW! gibt es nicht. Da hat Jörg soweit recht.
Der LinuxTag könnte da durchaus mehr Profil gewinnen, indem sie geziehlt Projekte einladen. Je nachdem welche Zielgruppe interessiert ist, könnte das mal EyeCandy sein oder einfach reine Rechenleistung oder mal eine sehr interessante Anwendung für die Zukunft. So wäre ein Demostand von Linuxbios sicher mal interessant, da Linux doch noch selten im Bios auf ia32 läuft und es sowieso ziemlich beeindruckend ist die Kiste nach ein paar Sekunden gebootet zu haben. ;-)
Allerdings ist es dennoch so, dass sehr wohl neue Projekte auf dem Linuxtag auftauchen. Dieses Jahr ist mir OpenWRT besonders im Gedächtnis geblieben, nicht zuletzt weil das OpenWRT 802.11g Netz das einzige war, bei dem ich fast durchgehend Internet in der Messehalle hatte.
Was ich aber sehr schön fand, war die Einladung des Projekts, dass die Besucher einfach ihre WRT54g und ähnliche Wlan-Router mitbringen sollten, man würde ihnen dann gerne zeigen wie dort ein Linux installiert werden kann, oder wie man die kaputtgeflashten Geräte mit Hilfe eines sogenannten JTAG-Connectors wieder zum Leben erweckt.
Gerade der Embedded-Markt ist einer der grossen Standbeine von Linux, und OpenWRT ist eines der bekannten Projekte dort. Sogesehen war das ein schöner Auftritt und zeigt sehr wohl, dass Neuerungen beim Linuxtag einen Platz haben.
CACert und Wikipedia waren zwei weitere Projekte, die im Vorjahr noch nicht aufgetreten sind und auch hier sieht man das Potential, sind beide Projekte dochc im Lauf der letzten ein, zwei Jahre extrem gewachsen. Dies gilt für CACert noch viel mehr als für Wikipedia.
Die Vorschläge von Doc Seal, auf die Jörg verlinkt sind jedoch irgendwie alle Blödsinn. Der LinuxTag ist eine Konferenz über OpenSource, und keine OpenSource Konferenz bei der jeder mal mitschrauben darf. Und das ist auch gut so. Doc Seal redet da von kleineren Fachkonferenzen, und nicht von einer Messe mit angeschlossener Konferenz.
Sogesehen passt es auch nicht dass man zum Thema des Linuxtags etwas machen soll, was noch keiner kennt. Das klappt nicht, auch wenn Linux selber für die breite Masse noch ein komplett neuer Aspekt ist, so habe ich neulich festgestellt dass ich mich jetzt wirklich schon seit etwas mehr als 10 Jahren mit Linux beschäftige. Für unsereins ist das also ein alter Hut; wir kennen die meisten Dinge bereits, uns kann man nicht mit ein paar billigen Vorträgen über Gnome 2.0 begeistern.
Und gerade das ist es, was ich so enttäuschend fand bei diesem, aber auch dem letzten Linuxtag: Die Vorträge sind grösstenteils uninteressant. Letztes Jahr war der Vortrag von Doc Snyder über Spamfilter. Ich bin kopfschüttelnd nach ein paar Minuten gegangen als ich mitbekam _wie_ Doc Snyder spam filtert: Er schaut sich doch wirklich in Echtzeit sein Maillog an und trägt die spammenden Systeme in eine andere DNS View.
Sorry, wir spielen hier in einer ganz anderen Liga. Unser Maillog ist pro Tag mehr als 2GB gross. Das kann sich keiner anschauen. Und *NIEMAND* schaut sich das an. Ich würde sogar soweit gehen, dass jeder der manuelles Spamfiltert betreibt a) viel zu viel Zeit hat und b) sämtlichen Kontakt zur Realität verloren hat.
Das war so ungefähr der ernüchternste Vortrag im letzten Jahr.
Insgesamt fehlen mir halt die Vorträge bei denen ich merke, "hey, hier gibt es was neues, was wirklich interessant aussieht!". Harald Welte kommt mit seinen jährlichen Netfilter Goodies da noch am ehesten heran. Oder der Vortrag von Daniel Veillard auf der FUDCon 2 über XEN hätte solch ein Knaller werden können. Leider stimmte die Zielgruppe dort nicht. Das war mehr eine Einführung in XEN, als dass da neue geile Features gezeigt wurden, bei denen diejenigen die schon ein wenig mit XEN rumgemacht haben grosse Augen bekommen hätten.
Schade. :-( Ich hätte mir halt mehr vom Format des Directory-Server Vortrags gewünscht. Der hatte WOW-Potential.
Ein Punkt allerdings bei dem ich Jörg sofort und vollkommen zustimme ist seine Beobachtung zum Auftreten der Projekte (und teils auch der kommerziellen Aussteller), auch wenn ich seine Folgerung nicht teilen mag.
Es ist teilweise schlicht eine Katastrophe, wie manche Projekte auf dem LinuxTag auftreten:
Das fängt beim Standdesign an, geht über die Aufmachung des Projekts weiter und hört zuletzt beim Auftreten der anwesenden Projektmitglieder auf.
Fangen wir hinten an: Menschen die an ihren Laptops sitzen und rumhacken spricht man als Messebesucher nicht an. Punkt. Wenn ein Stand nur wenige Leute habt, die hacken wollen, dann verzieht euch bitte aus der Messehalle und gebt eure Standfläche Projekten, die was von Marketing verstehen.
Das ist etwas, was den Linuxtag sicherlich noch attraktiver machen würde. Ein weiteres Angebot: Stände unten in der Gartenhalle als öffentliches Auftreten, bei genügend grossen Projekten Meetings in dedizierten Räumen (was es ja schon gibt) und dann ein grösseres Hackcenter mit kleineren Tischgruppen, an denen an Software rumgehackt werden kann, Strategien besprochen werden können oder ähnliches. So bleibt die Messehalle wenigstens davon verschont.
Marketing bei Projekten hört aber nicht damit auf, dass die Leute nicht nur auf ihren Laptops unten an den Ständen rummachen. Da steht ein Stand, da steht dann ein Name oben drauf. Und da sind Leute. Sehr häufig vermisse ich ein grosses Plakat dass kurz und knapp beschreibt _was_ genau dieses Projekt ist. Leute, schreibt das hin. So kann ich rumgehen und sehen was das ist und ob es mich interessiert.
Das gibt es zwar sehr häufig bereits, aber es ist noch nicht bei allen Leuten angekommen.
Und dann der schlimmste Punkt von allen: Standdesign.
Himmel, wer reitet die meisten Projekte dass sie die Aufstellung ihrer Möbel so dermassen verbrechen? Zugegeben, es sind beschränkte Mittel weil die Open Source Community Stände eigentlich nur nen kleinen Stand und ein paar Tische bekommen. Aber jetzt kann man es so machen wie die KDEler, die ihre Tische mitten auf dem Stand aufbauen und sich gegen die Besucherschar mit mittelhohen Ikearegalen abschirmen. Vezeiht dass ich so direkt frage, aber seid ihr eigentlich bekifft?
Noch deutlicher kann man "*GEH* *WEG!*" garnicht mehr ausrdücken.
Debian machte den Fehler auch. Tische vorne an den Stand, Hacker an die Rückwand. Besser wäre gewesen die Hacker hinter den Stand zu verbannen, die Tische an die Seite zu packen und dann den Stand begehbar zu haben.
Allerdings muss man Debian zugestehen, sie hatten Leute vor dem Stand die sich mit den Besuchern unterhalten haben.
Ein Stand der mir recht gut gefallen hat, war der Linux Porting Stand. Die Tische waren an die Rückwand geschoben, dort wurde die gesamte Hardware aufgestellt mit Plakaten an der Rückwand die erklären, was der Besucher gerade anschaut. Und jedes Mal wenn ich vorbeikam stand (!) einer der Porter vor oder auf dem Stand und unterhielt sich mit den Besuchern. Wenn die Unterhaltung dann technisch wurde, so sah man auch mal zwei Leute am Rechner sitzen. Aber es war nicht so, dass das Standpersonal mit dem Rücken zu den Besuchern rummachte und keiner da war, der sich um neue Besucher kümmern konnte.
Standdesign ist sowieso ein sehr komplexes Thema. Ich hatte mich am Donnerstag kurz vor Messeschluss mit Alex Maier, die irgendeinen hohen Marketing Titel bei Red Hat in München bekleidet (peinlich, jetzt kenne ich sie seit etwas mehr als nem Jahr flüchtig und habe nur ne Visitenkarte mit "Marketing Assistent EMEA"), über das Standdesign unterhalten. Was sie so erzählte öffnete mir Teils wirklich die Augen. Sie fing damit an zu erzählen und aufzuzeichnen wie sich die Stände von Red Hat entwickelten. Das fing an mit dem typischen Messestand: Eine Kabine zum lagern von Zeug und zwei Präsentationsterminals. Das Design war so mies, dass sie das am Abend vor der Messe nochmal umgebaut haben. Anschliessend war alles anders als geplant, aber die Praesentationen auf dem Flachbildschirm störten die Präsentationen an den Terminals nicht mehr. Das muss man sich auch erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Ein professioneller Messebau baut einen Kundenstand so, dass der Ton der Präsentation des Fernsehers die beiden Präsentationspunkte direkt beschallt.
Und vom geänderten Design ging es dann weiter mit der Evolution des Red Hat Standes. Zielvorgabe ist immer einen Platz für den Flachbildschirm zu haben, die Präsentationspunkte mit einem Rechner irgendwo an die Wand und an einzelne Tische zu verbannen, einen kleinen Stand für die Goodies und neuerdings die Partnerstände so zu platzieren dass der Stand den Eindruck "We are open, we are open source" erwirkt. Gut, ich komme nicht von alleine drauf, dass der Stand das aussagen soll, aber es war sehr deutlich dass der Stand nicht abweisend war. Aus diesem Gesichtspunkt heraus hat Red Hat auch keine Snack oder Getränkebar, geschweige denn ein VIP Zelt. Das passt nicht zum Auftreten sagt lx.
Und der diesjährige Stand war so gut, dass er auch in Zukunft weiter verwendet wird.
Da können die Community Stände noch einiges von den Kommerziellen Ausstellern lernen. Allerdings gilt das auch für andere kommerzielle Aussteller. Der HP Stand war IMHO unangenehm. Durch die erhöhte Standfläche und die Decke trennt er sich vom Rest der Messehalle ab. Die enge Bestückung des Standes sorgte dafür dass man sich erstmal durchdrängeln muss. Das wirkt abweisend.
Der Linux Verband Stand war natürlich durch die grosse Fläche sehr grosszügig. Die Fahnen machten das ganze noch mal eine Runde pfiffiger. Wenn man allerdings den von Red Hat angeführten Punkt der Business-Lounge in Betracht zieht, so schneidet der Stand doch sehr schlecht ab. Diese gross mit Business-Lounge beschriftete und mit einer Bar bestückte Standmitte zeigt sehr klar: Das hier ist nicht für normale Besucher.
Das ist nicht schlimm, aber sendet halt ein anderes Signal als der von Red Hat.
Wie gesagt. Noch viel zu lernen...
Das sind meiner Meinung nach aber auch die beiden wichtigen Punkte. Das von Jörg bemängelte schwarze T-Shirt Syndrom sehe ich eigentlich nicht als Problem an. Die Veranstaltung heisst "LinuxTag - Where .com meets .org". Wer da ein Problem mit etwas legererer Kleidung hat, der hat ein Problem und ist da falsch. Bei der Hitze sowieso.
Klar kann man jetzt den Anspruch stellen dass der Business Besucher, der da im Anzug kommt, erwarten kann dass sein Gegenüber vom Community Stand auch nen Anzug trägt. Sowas kann man sich für den Business Kongress überlegen. Da kann man das vertreten und ein oder zwei Leute in Anzug als Managerfalle hinstellen. Da sollte man dann aber auch Leute nehmen die nen Anzug freiwillig anziehen und auch wissen wie man etwas verkauft.
In der Hinsicht habe ich einiges gelernt während ich bei IBM als Consultat gearbeitet habe. Ein Beispiel: Es kommt wesentlich besser wenn man zu zwei bei nem Kunden aufschlägt. Ein "Verkäufer" im Anzug und ein "Techniker" im T-Shirt oder im Hemd.
Auch wenn der Anzugträger das Thema perfekt kennt, wirkt es einfach professioneller wenn der Verkäufer den Techniker für Detailfragen dazuholt.
So etwas könnte man auch bei einem OpenSource Stand machen. Man hat ein paar Hacker hinten und ein paar Marketing Menschen vorne, die sich dann um die Besucher kümmern.
Kann man machen, muss man aber nicht. Ich finde es, wie bereits gesagt, vollkommen in Ordnung wenn die Leute T-Shirts tragen. Das ist eben einer der Vorzüge des Linuxtags dass man da eben nicht mit dem Sales Manager redet sondern problemlos mit dem Techniker kommunizieren kann.
Und das sollte auch beibehalten werden.
Vielleicht fasst Jörg den Begriff Community ja einfach etwas zu gross. Nicht jeder im schwarzen T-Shirt ist in der Community. :-)
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